Der deutsch-sowjetische Nichtangriffsvertrag vom 23.8.1939 mit geheimem Zusatzprotokoll. In Moskau unterzeichnet vom deutschen Aussenminister Joachim von Ribbentrop und vom sowjetischen Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten Wjatscheslaw Molotow.
Der "Reichsführer SS" Heinrich Himmler äussert seine Gedanken zur Behandlung der "Fremdvölkischen" in den von den Deutschen während des Zweiten Weltkrieges besetzten Gebieten im Osten. Vom 15. Mai 1940.
Am 20. Januar 1942 trafen sich in Berlin diverse Nazi-Größen, um die "Endlösung der Judenfrage" bürokratisch zu organisieren. Von dieser Sitzung ist ein Protokoll überliefert worden. Transkription.
Flensburg, 9. Mai 1945: Nach der Kapitulation der deutschen Armee an allen Fronten gibt das Oberkommando der Wehrmacht seine letzte Meldung raus. Unterzeichnender ist Großadmiral Dönitz, der von Hitler zu seinem Nachfolger bestimmt wurde.
Der kurze Bericht zu einer langen Qual.
(Thörichthof, Kreis Marienburg / Westpreußen, den 21.1.45) Meine Mutter ist mit 10 Kindern nachts um 23.30 Uhr mit dem Treck geflüchtet. Meine Mutter Lisbeth, die Tochter Ursula, der Bruder Heinz, Willy, Horst, Lene, Edith, Erika, Hansi und Irma. Auch unser Onkel Kurt der auf Urlaub war. Vater war beim Volkssturm eingezogen. Unsere Flüchtlingsfahrt ging von Thörichtshofen über Klakendorf, Notzendorf, Altfelde, Katznase, Königsdorf über die Nogat längs dem Nogatdam, dann weiter bis Gr. Zünder.
Am 28.1.45 sind wir dort angekommen. Am 29.1.45 Abends gings los nach Danzig, um 24 Uhr Nachts kamen wir ins Tobis Kino an. Onkel Kurt hatte sich von und mit und den kleinen Geschwistern verabschiedet, Mutter war auf dem Amt um Lebensmittelkarten umzutauschen, es hätte ihm das Herz gebrochen um der Mutter Lebwohl zu sagen.
Er ging am 30.1.45 los und kam zur Strafkompanie nach Russland. Er wollte uns doch nur weiter helfen, weil wir keinen Vater bei uns hatten.
Am Donnerstag den 1.2.45 kamen wir in die Danziger KDF Halle, wir sollten erst mit der Gustloff eingeschifft werden. Wir sind am 15.2.45 mit dem Zug weiter nach Kolberg, am 16.2.45 sind wir in Kolberg gelandet.
Heinz hatten wir auf dem Treck verloren, am 1.3.45 ist auch er wieder bei uns. Am 4.3.45 wurden wir um 1.30 Uhr Nachts geweckt, um 4 Uhr Morgens gings wieder los zum Bahnhof in lauter Viehwagen, die Fahrt von Kolberg bis Grewesmühlen dauerte 8 Tage und 8 Nächte, immer unter Fliegerbeschuß, es war bitter kalt, wir hatten nichts zu essen und nichts zu trinken, die kleinen Zwillinge Hans und Irma schrieen vor Durst und Hunger. Von der Bahnhofmission bekamen wir nur ein Fläschen Milch, ich bin zur Lokomotive gelaufen und habe ein Fläschen Wasser geholt, es war wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Heinz wollte was zum Essen besorgen gehen aber der Zug ist abgefahren,also ist er am 9.5.45 wieder abhanden gekommen.
Wir sind am 11.3.45 in Grewesmühlen angekommen. Die Fahrt von Kolberg bis Grewemühlen dauerte von 4.3.45. bis 11.3.45.
In Grewesmühlen kamen wir in einer Schule unter, die Kinder wurden erst mal gebadet. Ich selber weiß nichts mehr, Mutter sagte nur ich wäre vor Hunger und Kälte zusammengebrochen. Unsere Hände und Füße waren ja angefroren, Willy musste man ja die Schuhe aufschneiden.
Am Freitag den 29.3.45 sind wir mit dem Lastauto nach Brunsbüttelkoog gekommen. In der Luftschutzschule fanden wir Unterkunft.
Edith, Kurt, Erika haben auf der Fahrt von Meldorf nach Brunsbüttelkoog die Masern bekommen. Am 1.4.45 Abend kam aber erst die Ärztin, alle hatten hohes Fieber, am 1.4.45 abends um 17.30 kamen alle drei nach Edellack ins Krankenhaus. Durch unsere Tante aus Berlin hat Heinz uns am 8.4.45 wieder gefunden. Ostern 1945 am 30.4.45 ist unsere liebe Schwester Erika gestorben. Heinz hat sie mit einem kleinen Handkarren von Edellack nach Brunsbüttelkoog in die Leichenhalle geholt. Am 3.5.45 wurde sie beerdigt. Edith ist am3.5.45 aus dem Krankenhaus gekommen.
Ich Ursula, holte meinen Bruder Kurt, 7 Kilometer auf dem Rücken von Kilometerstein zu Kilometerstein nach Hause, was man Zuhause nannte. Er war so schwach und ausgehungert, dass er nicht laufen noch stehen konnte. Er verdankt sein junges Leben mir, auch er wäre sonst in Edellack verhungert, wie viele andere auch.
Willy ist bei einem Panzerfaust Unglück ums Leben gekommen, bei dem Unglück sind viele Menschen ums Leben gekommen, vor allem junge Menschen. Die Beerdigung war am 19.5.45.
Am 4.6.45 ist Horst sehr krank geworden, er kam nach Alberstdorf ins Krankenhaus. Am 5.7.45 ist er wieder glücklich und gesund zu uns zurück gekommen. Wir mussten am 6.6.45 Morgens um 7.30 Uhr nach Kundensee mit einer Kohlenschutte, wir die Sklaven. Nach einiger Zeit kamen wir wieder nach Brunsbüttelkoog zurück, wir wurden in die Ostermoorstr. verfrachtet, auch dort war es nicht für lange Zeit.
Schon wars wieder soweit, ab in die Tiedemannstr., jetzt begann für uns eine sehr schwere Zeit, unsere liebe Mutter, die immer so tapfer und ihre schützende Hand über uns hatte, wurde sehr krank. Der Arzt hatte sie schon aufgegeben alles hatte sie sich aufgelegen, richtige Löcher im Rücken. Der Arzt sagte, sie muss ins Krankenhaus aber sie wollte nicht, ich denke immer noch an ihre Worte die sie sagte,wenn ich sterben soll, dann nur bei meinen Kindern. Was hätte ich bloß meinen kleinen Geschwistern gesagt. Die Mutter war krank vom 4.7.45 bis zum 19.5.45.
Jetzt hieß es wieder nach Kudensee, es ging los am 21.7.45 mit der kranken Mutter, dort angekommen in dem Barackenlager, viele bekamen Tieffuß, wir bekamen die gelbe Pestfahne auf das Lager, dort sind viele Leute gestorben. Unserer Mutter ging es Tag für Tag besser, wir waren glücklich daß sie nicht ins Krankenhaus gegangen war.
Wir sind in Kudensee bis zum 12.9.45 geblieben. Endlich sind wir am 28.12.45 nach Brunsbüttelkoog in die Baracken am Kanal gelandet. Unser lieber Vater ist durch die Tante Lene aus Beriln zu uns nach Brunsbüttelkoog gekommen, es war an Mutters Geburtstag 2.6.45.
Jetzt fehlt nur noch unser lieber Onkel Kurt, er war für uns wie ein großer Bruder, wir verdanken ihm doch auch sehr vieles.
Ja, ja, liebe Mutter, was hast du in dieser schweren Zeit alles mitgemacht, wir verdanken dir sehr viel, du hast immer eine schützende Hand über uns gehabt, ohne einmal zu klagen
Das war unser Fluchtweg, den mir die Mutter in kleinen Stichworten gegeben hatte, es soll euch auf euren Lebensweg begleiten
In Liebe und Dankbarkeit eure Schwester Ursula T. den 23.1.45, Brunsbüttelkoog den 28.12.45
Das war unsere Familie während der Flucht
Vater geb 6.11.1903
Mutter geb 2.6.1912
Ursula geb 13.10.28
Heinz geb 6.10.1929
Willy geb 20.2 1932
Horst geb 7.4.1934
Lene geb 3.7.1933
Edith geb 4.3.1938
Kurt geb 15.10.1939
Erika geb 30.6.1941
Irma geb 8.6.1943
Hansi geb 8.6.1943
Onkel Kurt geb 16.3.1916
Anmerkung: Der Name der Verfasserin ist auf Bitten des Angehörigen gekürzt worden, der der Redaktion diesen Bericht hat zukommen lassen.
Die Photos
- Marienburg
Die Marienburg bei Danzig wurde vom Deutschen Orden errichtet und war für lange Zeit sein Hauptsitz.
Quelle: Photoglob Zürich, um 1895, gemeinfrei
- Flüchtlingstreck
Ostpreussische Bauern, die versuchen über das Kurische Haff vor dem russischen Einmarsch im Jahre 1945 auszuweichen und über die Kurische Nehrung bisher unbesetztes Gebiet zu erreichen.
Quelle: Bundesarchiv Bild 146-1990-001-30 / ADN-ZB / Archiv II. Weltkrieg 1939-45
- Berlin. Flüchtlinge aus dem Osten
Flüchtlingstransport aus den umkämpften Gebieten im Osten Deutschlands treffen im Februar 1945 in Berlin ein. Das Gepäck der Flüchtlinge wird aus dem Zug geladen.
Quelle: Bundesarchiv Bild 183-R77448
- Insel Ostpreußen
Aus einem Atlas des Jahres 1926
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