Flensburg, 9. Mai 1945: Nach der Kapitulation der deutschen Armee an allen Fronten gibt das Oberkommando der Wehrmacht seine letzte Meldung raus. Unterzeichnender ist Großadmiral Dönitz, der von Hitler zu seinem Nachfolger bestimmt wurde.
Letzter Wehrmachtsbericht des Zweiten Weltkrieges
Aus dem Hauptquartier des Großadmirals / den 9. Mai 1945
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
In Ostpreußen haben deutsche Divisionen noch gestern die Weichsel-Mündung und den Westteil der Frischen Nehrung tapfer verteidigt, wobei sich die 7. Division besonders auszeichnete. Dem Oberbefehlshaber, General der Panzertruppen von Saucken, wurden in Anerkennung der vorbildlichen Haltung seiner Soldaten das Eichenlaub mit Schwertern und Brillanten zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.
Als vorgeschobenes Bollwerk fesselten unsere Armeen in Kurland unter dem bewährten Oberbefehl des Generalobersten Hilpert monatelang überlegene sowjetische Schützen - und Panzer-Verbände und erwarben sich in sechs großen Schlachten unvergänglichen Ruhm. Sie haben jede vorzeitige Übergabe abgelehnt. In voller Ordnung wurden mit den nach Westen noch ausfliegenden Flugzeugen nur Versehrte und Väter kinderreicher Familien abtransportiert. Dienststäbe und Offiziere verblieben bei ihren Truppen. Um Mitternacht wurden von der deutschen Seite, entsprechend den unterzeichneten Bedingungen, der Kampf und jede Bewegung eingestellt.
Die Verteidiger von Breslau, die über zwei Monate lang den Angriffen der Sowjets standhielten, erlagen in letzter Stunde nach heldenhaftem Kampf der feindlichen Übermacht.
Auch an der Südost- und Ostfront, von Brünn bis an die Elbe, haben alle höheren Kommando-Behörden den Befehl zum Einstellen des Kampfes erhalten. Eine tschechische Aufstandsbewegung - sie umfaßt ganz Böhmen und Mähren - kann die Durchführung der Kapitulationsbedingungen in diesem Raum gefährden.
Meldungen über die Lage bei den Heeresgruppen Löhr, Rendulic und Schörner liegen beim Oberkommando zur Stunde noch nicht vor.
Weitab vom Vaterland haben die Verteidiger der Atlantikstützpunkte, die Truppen in Norwegen und die Garnisonen der Inseln in der Ägäis in Gehorsam und Disziplin die Ehre des deutschen Soldaten gewahrt.
Seit Mitternacht schweigen nun an den Fronten die Waffen. Auf Befehl des Großadmirals hat die Wehrmacht den aussichtslos gewordenen Kampf eingestellt. Damit ist das fast sechsjährige, ehrenhafte Ringen zu Ende. Es hat uns große Siege, aber auch schwere Niederlagen gebracht. Die deutsche Wehrmacht ist am Ende einer gewaltigen Übermacht ehrenvoll unterlegen.
Der deutsche Soldat hat, getreu seinem Eid, im besten Einsatz für sein Volk für immer Unvergeßliches geleistet. Die Heimat hat ihn bis zuletzt mit allen Kräften unter schwersten Opfern unterstützt. Die einmalige Leistung von Front und Heimat wird in einem späteren Urteil der Geschichte ihre endgültige Würdigung finden.
Den Leistungen und Opfern der deutschen Soldaten zu Wasser, zu Lande und in der Luft wird auch der Gegner die Achtung nicht versagen. Jeder Soldat kann deshalb die Waffen aufrecht und stolz aus der Hand legen und in der schwersten Stunde unserer Geschichte tapfer und zuversichtlich an die Arbeit gehen für das ewige Leben unseres Volkes.
Die Wehrmacht gedenkt in dieser schweren Stunde ihrer vor dem Feind gebliebenen Kameraden. Die Toten verpflichten zu bedingungsloser Treue, Gehorsam und Disziplin gegenüber dem aus zahllosen Wunden blutenden Vaterland.
Gez. Dönitz
Ende dieser Meldung
Nach Sammlung Herda
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