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Sternzeichen Wassermann
20. Januar - 20. Februar
Einleitung
Bereits in der Einleitung zu den Sternzeichen wurde darauf hingewiesen, dass diese nicht zufällig und ungeordnet nebeneinander stehen. Sie sind eine aufeinander aufbauende Kette, die mit dem Widder beginnt und die sich mit den Fischen als letztem Zeichen zum Kreis schliesst. Jeweils drei der Zeichen bilden einen sogenannten Quadranten. Mit dem Steinbock beginnt der vierte und letzte Quadrant, der Wassermann ist das mittlere und die Fische sind das letzte Zeichen.
Mit dem Steinbock ist im Fortlauf des Tierkreises ein Zeichen erreicht, in dem Menschen sich zu Staaten zusammengeschlossen haben. Das Wort ist zu Fleisch geworden, Gesetze regeln das Miteinander der verschiedenen Gruppen, die einen Staat ausmachen. Der Steinbock neigt hier zu Verhärtungen, zum Stehenbleiben auf bestehenden Regelungen und somit zu einem Konservatismus, der nicht immer auf der Höhe der Forderungen der voranschreitenden Zeit ist. Nur zu gerne lässt er die Dinge so wie sind sind, macht es sich auf der erreichten Machtposition bequem.
Zwei Zeichen weiter stoßen wir auf das sehr liberale Prinzip der Fische. Liberal deshalb, weil in ihm alle vorhergehenden Aussagen zu den Zeichen wie in einem Meer zusammenfliessen. Die Grenzen sind verwischt und sogar aufgehoben. Fische ist die Loslösung von der zeitlichen und körperlichen Gebundenheit, am Ende des Tierkreises fliessen wir wieder in die Unendlichkeit ein. Hier gibt es kein Gestern und Heute, keine klaren Festlegungen. Fische bedeutet das absolut unabhängige Teilhaben am Strom der Zeit.
Zwischen dem allumfassenden Prinzip der Fische und dem sich streng abgrenzenden Steinbock hat der Wassermann eine Vermittlerrolle inne.
Zu den Wasserzeichen gehört dieses elfte Prinzip des Tierkreises allerdings nicht - mit Neptun, dem Gott der Meere hat der Wassermann, wie so oft fälschlicherweise gedacht, nicht das geringste zu tun. Er gehört vielmehr zu den geistigen, den Luftzeichen. Als Bild zeigt sich ein Wasserträger mit zwei geschulterten Kübeln. Das Wasser in diesen Kübeln stellt überholte Denkmuster dar, die der Wassermann sozusagen zur Klärgrube bringt, um die Eimer anschliessend mit neuen, zeitgemäßen Gedanken zu füllen - wobei beim übereifrigen Vertreter dieses Prinzips allerdings die Gefahr besteht, dass er die Eimer gleich mit wegschmeisst, um dann keinen Rahmen mehr zu haben, in dem er seinen Ideen Gestalt verleihen kann.
Hier stoßen wir dann auf den etwas weltfremden Vertreter dieses Zeichens, der durch abstruse und unrealisierbare Vorschläge auffällt.
Die eigentliche Bedeutung des Wassermanns formulierte sich erst ab Ende des 18. Jahrhunderts parallel mit der Entdeckung des Planeten Uranus im Jahre 1781. Mit Blick auf die damalige Zeit lässt sich aus der Geschichte heraus sehr gut verdeutlichen, wie der Wassermann im gesellschaftlichen Rahmen wirken kann. Auf der Seite des Steinbocks finden wir den dekadenten, französischen Adel. Auf der anderen Seite, in den Fischen, stoßen wir auf die Entrechteten, die Besitzlosen und Leibeigenen. Zwischen diesen beiden extremen Polen versucht nun der Wasserman Gerechtigkeit herzustellen. Sehr aussagefähig sind hier die Schlagwörter der Französischen Revolution: "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!".
Es muss nicht immer gleich eine Revolution sein, die der Wassermann herbeizuführen versucht. Aber je mehr die Inhaber des Steinbockprinzips sich hinter ihren Mauern verschanzen, umso explosiver kann die vorwärtsdrängende Kraft des Wassermanns werden. Sein Ziel ist nicht Aufruhr um jeden Preis. Es wundert viele, dass der Wassermann den festen Zeichen zugeordnet wird. sein Bestreben ist es, Gleichheit für alle zu erreichen, die Unterschiede zwischen Arm und Reich, zwischen Reaktion und Fortschritt aufzuheben. Er möchte ein Weltbild entwerfen, in dem es für alle Menschen gleichermaßen gerecht zugeht. Seine vielfach zu beobachtende, hektische Regsamkeit kommt daher, dass er bestrebt ist, möglichst viele verschiedene Eindrücke einzufangen und unter einen Hut zu bringen. Er ist das Zeichen des sehr viel später von Kant und Marx formulierten dialektischen Materialismus: hier, im Steinbock die These, dort, in den Fischen die Antithese. Dazwischen bewegt sich der Wassermann, stets um eine ausgleichende Synthese bemüht. Sein Symbol ist der Zugvogel, der sich zwischen den Kontinenten bewegt und versucht, Menschen und Ideen zusammen zu bringen.
Bleiben wir noch ein wenig im 18. Jahrhundert: Schon vor der Französischen Revolution wurden in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung die Menschenrechte neu definiert. Der in der Declaration enthaltene Satz "It is not their right to be free, it is their duty!" riecht geradezu nach Wassermann.
Der Wassermann
Aufgabe des Wassermanns ist es, einen neuen Zeitgeist zu prägen, gegen verkrustete Formen anzukämpfen mit dem Bestreben, diese entweder zu reformieren oder mit einer Explosion vom Tisch der Zeitgeschichte zu fegen.
So ist mancher Wassermann geradezu abhängig von einem Gebrauchtwerden durch die Gesellschaft. Es dürfte nicht besonders erstaunen, hier Reformpolitiker wie Abraham Lincoln, Theodore Roosevelt, Friedrich Ebert oder Theodor Heuss zu finden. Auch das Wort von der "sozialen Marktwirtschaft" ist von einem Wassermann geprägt worden. Der deutsche Alt-Kanzler Ludwig Erhard war es, der einen Kapitalismus zu entwickeln versuchte, in dem jeder sein Stückchen vom Kuchen abbekommen sollte.
In der Tat sind die meisten Wassermänner aufgeschlossen und freiheitsliebend. Ein geschlossener Raum kann für sie tödlich sein, sie brauchen den freien Blick von Dänemark bis zum Mittelmeer, um neue, unbekannte Horizonte ansteuern zu können. Dabei sind sie nicht die unbedingten Tat- oder Triebmenschen. Auch von Gefühlen sind sie wenig abhängig. Als Gestalten wirken sie oft ein wenig blass und blutarm. Ihre Vitalität entspringt einer gedachten Lebensplanung, sie versuchen, einem Ideal zu folgen, auf dem sie ihren Lebensstil aufbauen. Sie schaffen sich "eine Ideenwelt, die sich über den Erfahrungsdruck hinaushebt".
Bevor sich also so mancher Wassermann in den Niederungen der Realität umsieht, konstruiert er sich eine Vorstellung davon, wie diese denn auszusehen hätte. Mancher Wassermann beginnt sozusagen den Hausbau vom Dach aus. Dieses sieht dann wunderschön aus, aber der Rest steht auf sehr wackeligen Beinen. Bestes, oder besser miesestes Beispiel für ein derartiges Handeln ist der ehemalige US-amerikanische Präsident und Space-Cowboy Ronnie Reagan. Mit seinem SDI-Programm wollte er den gesamten Planeten im Auge und unter Kontrolle behalten. Aus den Augen verlor er dabei allerdings die gewaltigen Kosten und wohl auch noch die Tatsache, dass in den USA Millionen von Menschen unterhalb der Armutsgrenze leben, die die verschwendeten Millionen sicher besser hätten gebrauchen können.
So kann ein Wassermann sein, muss es aber nicht. Ganz im Gegenteil sind viele Wassermänner auf Grund ihrer extremen, geistigen Beweglichkeit und Voreingenommenheit sehr wohl dazu in der Lage, ihren Standpunkt nach eingehender Sichtung der Dinge grundlegend zu ändern. So wird sich schon so mancher Beobachter gewundert haben, wie schnell sich eine Meinung notfalls auch um 180 Grad drehen kann. Diese Beweglichkeit kann allerdings auch zum ernsten Problem werden. Viele Wassermänner wissen nicht, ob sie sich nun für den frivolen Pol oder den heiligen Stuhl entscheiden sollen. So sind sie mal high und mal down, schwanken zwischen Anstrengung und Apathie. Entweder stehen sie gedanklich über einer Situation oder sind garnicht drin, finden einfach keinen Zugang. Bindung und Verantwortung erscheinen ihnen suspekt, stehen ihrem unbedingten Wunsch nach Freiheit im Wege. Das Ende dieses Liedes ist dann oft eine nihilistische Selbstaufgabe. Statt sich eine ideologische Operationsbasis zu schaffen, ergeht sich diese Art von Wassermann dann in der Pflege exzentrischer Spleens, kultiviert die scheinbare Besonderheit um ihrer selbst willen. Oder wir treffen auf den notorischen Weltverbesserer, dessen Ansichten soviel wert sind, wie der Vorschlag, aus der Erde einen Würfel zu machen.
Haltlose Wassermänner werden oft von unberechenbaren Luftströmungen fortgetrieben, ihre Aufgabe ist es, einen festen Standpunkt zu entwicklen, ein Lebenszentrum, wie es dem gegenüberliegenden Sternzeichen Löwe mit in die Wiege gelegt wurde. Der veräusserlichte Wassermann ist überall dort zu finden, wo etwas los ist.
Er hektikt von einem Ort zum anderen, springt vom Besuch eines Konzertes auf dem Weg in die Disco mal eben auf eine Ausstellung undsoweiter, allerdings, ohne sich irgendwo zuhause zu fühlen.
Mangelndes Innenerleben wird ersetzt durch äussere Auffälligkeiten. Die Kleidung, die nicht mal modern zu sein braucht, fällt aus dem Rahmen, es besteht eine Vorliebe für auffallende Accessoires wie glitzernde Schmückstücke oder seltsame Gürtel. Um die Besonderheit zu unterstreichen wird häufig ein auffälliger Tanzstil gepflegt - so die Lust zum Tanzen vorhanden ist. Typisch Wassermann: der geniale Bob Marley, der bei jedem Auftritt ständig von einem Bein auf´s andere hüpfte. Und noch mal typisch: Gene Hackman alias "Popeye", derim Krimi-Klassiker "French Connection" nicht nur durch seine eigenwilligen Ermittlungsmethoden auffiel, sondern auch durch seinen echt schrägen Hut, Marke Altkleidersammlung.
Der mehr vergeistigte Wassermann ist äusserlich eher unauffällig, aber wehe, wenn er losgelassen! Er entpuppt sich als Chaot par excellence, dem keine Schandtat zu verwerflich ist. Gleichmütig nimmt er mit seiner geistigen Kühle alles auseinander, was ihm vor die Rohre kommt, entwickelt Gedankenspiele und Paradoxen ohnegleichen und führt Dinge scheinbar spielerisch und aus dem Handgelenk ad absurdum.
Seine Gedankenführung ist mitunter so verblüffend, dass dem erstaunten Zuhörer nur noch der weitgeöffnete Mund als sprachlose Antwort bleibt. Zwei Meister der Wortspiele: die Komiker Heinz Erhard und W.C. Fields.
Seine geistige Schärfe ist für den Wassermann Programm und echte Aufgabe. Ein anderes Sinnbild für dieses Zeichen ist das des Engels als Bote höherer Ordnung. Seiner geistigen Kraft obliegt es, den Menschen einen Blick über ihr Brett vor dem Kopf zu ermöglichen, seine Mitwelt mit der Kraft vorwärtsdrängender Ideale zu begeistern. Nur, dazu bedarf es eines Standpunktes, der anderen ein wenig abgehoben erscheint. In ihrer Bequemlichkeit mögen sich viele garnicht erst aus ihrem gemütlichen Sessel erheben, so dass der Wassermann, der irgendwo zwischen den Wolken zuhause ist, sich manchmal recht einsam und unverstanden vorkommt. Wichtig für ihn scheint in diesem Fall die Bindung an eine Bewegung, an Menschen, die ihm den geistigen Austausch ermöglichen - auch wenn diese nicht immer leicht zu finden sind. Und bis es dazu kommt, ist es für den Wassermann von herausragender Wichtigkeit, die innere Rhythmik zu pflegen. Regelmäßige Atemübungen sind hierzu angeraten.
Berufliches
Wassermänner sind oft da zu finden, wo es darum geht, der Begrenztheit der Materie zu entfliehen. Dem schon angesprochenen Vogelflug in wahrhaftiger Weise verpflichtet haben sich die Brüder Montgolfier mit ihrem Heissluftballon. Auf der literarischen Ebene finden wir einen Autor, der noch viel höher hinaus wollte. Er flog bereits im 19. Jahrhundert zum Mond und bewältigte mit der Nautilus 20000 Meilen unter dem Meeresspiegel: Jules Verne. Er mag auch als Beispiel dafür herhalten, dass Wassermänner, so erfinderisch sie auch sein mögen, oft nicht mehr als eine einzige Idee haben. Seine vielen, doch recht verschiedenartigen Bücher lassen sich in einer Formel zusammenfassen: schneller, höher, weiter. Oder, wie es ein Freund von mir ausdrückte: "Ich habe in meinem ganzen Leben nur eine einzige Idee gehabt. Aber ich habe diese so oft neu verkleidet, dass es bis heute niemand bemerkt hat!"
Auch Wolfgang Amadeus Mozart hatte nur die eine Idee, nämlich Klavier zu spielen. Ansonsten dürfte er der größte Musikdieb der Geschichte gewesen sein. Aber auch das hat anscheinend bisher kaum jemand bemerkt. Besungen wurde dieses Wunderkind übrigens auch von einem Wassermann. Der Hit "Amadeus" stammt vom Österreicher Falco ("Der Kommissar").
Im schauspielerischen Bereich pflegt der Wassermann das Ideal des freiheitsliebenden Abenteurers. Klassisches Beispiel und Idol gleich mehrerer Generationen ist der "Rebel without a cause" James Dean, standesgemäß gestorben durch überhöhte Geschwindigkeit.
Im 18. Jahrhundert haben wir uns ja schon mehrfach herumgetrieben. Zu dieser Zeit begann das inspirative Moment des Wassermanns auch auf der materiellen Ebene zu wirken. Die Zeit der Elektrolurche wurde eingeläutet mit den Experimenten von Graf Volta und Ampere, ihre Nachfolger waren Edison und Hertz. Elektrik, Elektronik und auch der Funkverkehr sind ausgesprochene Domänen des Wassermann-Prinzips. Zu ihren bevorzugten Aufenthaltsplätzen gehören des weiteren Flugplätze, Schaltzentralen und Computerräume.
Nebenbei: Wassermänner können so sehr in ihren gedanklichen Konstruktionen leben, dass sie vergessen, wie Messer und Gabel zu handhaben sind. Schönstes Beispiel aus der Riege der Daniel Düsentriebe ist Einstein, über den sich in diesem Zusammenhang nette Anekdoten erzählt werden. So wird gemunkelt, dass er zur Verleihung des Nobel-Preises ohne Socken erschienen sein soll. Einstein ist zwar mit der Sonne in den Fischen geboren, wird aber wie alle Menschen, die zwischen cirka acht und zehn Uhr morgens geboren werden, indirekt dem Wassermann zugeschlagen (über die Stellung der Sonne im elften Haus, welches die Qualitäten des Wassermanns beinhaltet).
Auch Psychologen, Astrologen und Kabbalistiker sind mit einer Sonne in diesem Zeichen häufig anzutreffen. Bei den Astrologen finden wir vor allem die Systematiker wie beispielsweise Reinhold Ebertin, dessen "Kombination der Gestirneinflüsse" weltweit große Beachtung gefunden hat. Aber auch letzter scheint nur eine einzige Idee gehabt zu haben, nämlich die Halbsumme. Mit dieser hat er dann aber einen ansehnlichen Stapel Bücher produziert. Und das, obwohl die Halbsumme nicht auf seinem Mist gewachsen ist.
Im "sportlichen" Bereich besteht die Neigung zu gedanklichen Tüfteleien, als Paradebeispiel sei das Schachspiel genannt.
Auch das Kreuzworträtsel ist eine Domäne des Wassermanns.
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